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Beitrag vom 11.02.2008
Garden, ein Film von Ruthie Shatz und Adi Barash
Anna Tremper
Der mehrfach ausgezeichnete Dokumentarfilm von Ruthie Shatz und Adi Barahs zeigt in schonungsloser Weise das Leben der jungen Stricher Nino und Dudu auf den Straßen von Tel Aviv.
Ruthie Shatz und Adi Barash haben ein Jahr lang Dudu und Nino mit ihrer Kamera auf ihrem steinigen Weg begleitet. Herausgekommen ist ein Dokumentarfilm, der zeigt, wie hart es auf den Straßen Tel Avivs zugeht und wie wichtig es ist, jemanden zu haben, auf den man sich verlassen kann.
Dass Nino und Dudu diesen Weg gemeinsam gehen, ist keine Selbstverständlichkeit. Sie trafen das erste Mal bei einer Straßenschlacht aufeinander, bei der sie auf verschiedenen Seiten kämpften. Nino war auf der Seite der Palästinenser und Dudu auf der der Israelis. Nach diesem blutigen Einstand wurden sie sehr enge Freunde und helfen sich seither gegenseitig, das Leben auf der Straße durchzustehen.
Das Kamerateam begleitete Nino und Dudu bei ihren nächtlichen Streifzügen durch die Straßen von Tel Aviv - auf der Suche nach Freiern, Geld, Drogen und einem Platz zum Schlafen. Der "Garden" ist ihr Revier. Ein heruntergekommenes Viertel in dem sich viele gescheiterte Existenzen herumtreiben und Drogen oder ihren Körper zum Verkauf feilbieten.
Auch Nuno verkauft Drogen und muss deswegen in ein Heim. Eigentlich eine Chance für ihn, von der Straße wegzukommen, doch auf der Suche nach Freiheit haut er immer wieder ab.
Beide träumen davon Tel Aviv zu verlassen und ein neues Leben zu beginnen. Sie sehnen sich nach Liebe. Liebe die ihnen selbst von der eigenen Familie verwehrt wird. Als Verräter sind sie beschimpft worden. Die eigene Familie hat auf sie geschossen. Die Narben der Vergangenheit sind tief. Doch Nino und Dudu tragen nicht nur seelische Narben. Vielfach wurden und werden sie von der Polizei verprügelt. Auch die Spuren von Folter sind an ihren jungen Körpern zu finden...
Was diesen Film auszeichnet, ist die beeindruckende Freundschaft zwischen Dudu und Nino. Sie sind stets für einander da und versuchen sich gegenseitig davor zu bewahren, völlig im Drogensumpf zu versinken. Ihre unterschiedliche Herkunft ist ihnen dabei gleichgültig. Wenn man soviel entbehren muss, sieht man vielleicht klarer, worauf es wirklich ankommt.
Die Kameraeinstellungen sind mitunter von epischer Länge. Gerade wenn Nino oder Dudu wieder eine schmerzvolle Situation hinter sich gebracht haben, versucht die Kamera, den Gefühlszustand der Protagonisten im Bildausschnitt festzuhalten. Es sind sehr ruhige Sequenzen, einzig getragen von dem gedankenverlorenen Blick der beiden Jungs. Diese Einstellungen machen einmal mehr deutlich, dass es hier weniger um die Dokumentation des Lebens auf der Straße an sich geht, als viel mehr um zwei Menschen, die daran kaputt gehen. Nicht der "Garden" steht im Mittelpunkt der Dokumentation, es sind Nino und Dudu.
AVIVA-Tipp: Eine einfühlsame Dokumentation, die schonungslos die Härte des Straßenlebens zeigt, dabei aber nicht in Voyeurismus verfällt. Von der Kamera eingefangen worden, ist jedoch nicht nur die Brutalität, mit der sich Nino und Dudu jeden Tag konfrontiert sehen. Auch die leisen Momente, bei denen klar zu Tage tritt, wie sehr dieses harte Leben an Nino und Dudu zehrt, sind eindrucksvoll dokumentiert. "Garden" wurde mehrfach auf internationalen Festivals ausgezeichnet. Unter anderem erhielt er die Auszeichnung Bester Dokumentarfilm auf dem Gay and Lesbian Film Festival in Turin und dem Newfest.
Garden
Israel 2003
Regie: Ruthie Shatz und Adi Barash
Produktion: Ruthie Shatz und Adi Barash
Verleih: Salzgeber. Reihe GAY CLASSICS www.gayclassics.de
Sprache: hebräische und arabische OF. Untertitel: deutsch
FSK:16 Jahre
EAN: 4040592002767
Bonusmaterial: Kinotrailer, Vorschau
Preis: 19,90 Euro
Laufzeit: 83 Min